Originale Handzeichnungen des Stuttgarter Karosseriewerks Reutter

In den Anfängen des Automobilbaus war es üblich, dass ein Kunde ein Chassis mit Motor beim Hersteller kaufte und das Fahrzeug nach individuellen Wünschen bei einem Karosseriebauer seiner Wahl aufbauen ließ. In diesen Tätigkeiten liegen mit dem Stuttgarter Karosseriewerk Reutter als Vorgänger von RECARO die Wurzeln der Firmengeschichte.

 

Den Wünschen der Kunden waren in den 1920er und 1930er Jahren kaum Grenzen gesetzt: Eine besondere Spezialität – seit dem Patent für das Klappverdeck der sogenannten „Reform-Carosserie“ (1909) – waren Fahrzeuge mit einem komplett oder teilweise zu öffnenden Verdeck. Der Kunde konnte je nach Chassis und individuellen Wünschen einen Aufbau mit einer variablen Anzahl an Türen, Fenstern und Sitzplätzen in Auftrag geben. Die Aufbauten richteten sich dabei auch nach dem Einsatzzweck des Fahrzeugs. So baute das Stuttgarter Karosseriewerk Reutter neben privaten Aufträgen Lieferwagen, kleine Busse, Kranken- oder sogar Leichenwagen.

Aufgrund der räumlichen Nähe zu Daimler und Benz entstanden bis zur kriegsbedingten Einstellung der Produktion zahlreiche Karosserien auf Fahrgestellen dieser Hersteller. Die Qualität der Stuttgarter Karosseriebauer hatte sich in der Branche herumgesprochen. Daher stellten sie schon bald für nahezu alle namhaften Marken der Zeit Karosserien her. Neben Daimler kamen die meisten Aufträge von der sächsischen

Firma Wanderer, die später in der Auto-Union und damit der heutigen Audi AG aufging. Über Wanderer und die Auto-Union kam auch das Konstruktionsbüro Porsche in Kontakt mit Reutter. Es war der Beginn einer sehr langen Partnerschaft, die sich nach dem Krieg mit dem Bau der Karosserien für den Porsche 356 fortsetzte.

Originale mit Kaufoption

Bevor das Stuttgarter Karosseriewerk Reutter in den Vorkriegsjahren einen Aufbau tatsächlich umsetzte und dafür einen maßstabgetreuen Bauplan erstellte, fertigten die Konstrukteure in der Stuttgarter Augustenstraße Zeichnungen im Maßstab 1:10 und 1:15 an. Diese dienten dazu, dem Kunden die vorhandenen Möglichkeiten aufzuzeigen. In den eindrucksvollen Zeichnungen, von den Mitarbeitern August Riede, Jakob Schäch, Rudolf Lüders und Christian Klein in Bleistift und Tusche zu Papier gebracht, sind fast immer auch die Lage und Kontur der Sitze zu sehen. Ein Großteil dieser Zeichnungen haben die Jahrzehnte überlebt und sind teilweise in sehr guter Qualität erhalten. Im vergangenen Jahr konnte die RECARO Holding sie nach intensiven Recherchen für das Firmenarchiv kaufen. Sie sind inzwischen professionell digitalisiert und damit für die Rekonstruktion der Firmengeschichte gesichert.

Viele für die Firmengeschichte wichtige oder repräsentative Zeichnungen verbleiben dauerhaft gut geschützt im Archiv. Die RECARO Holding bietet Interessierten die einzigartige Möglichkeit, Original-Stücke zu erwerben und damit ein Stück RECARO Geschichte zu besitzen. Unter zeichnungen.recaro.com findet sich ein Katalog der originalen Handzeichnungen nach verschiedenen Preisklassen sortiert.

Leiter Tradition RECARO Group
Hendrik Ockenga
hendrik.ockenga@recaro.com